Ablauf der Bleichheimer Fasnet

 

Preiskostümball

Streng genommen, ist dieser Freitag vor der Fasent kein wirklicher Fasentstag der dörflichen Hauptfasent. Doch an diesem Abend, der – wie die gesamte Bleichheimer Fasent – komplett von der Narrenzunft ausgerichtet wird, zeigt sich eine Fülle an Kreativität, Spontanität und Ideenreichtum auf der Bühne. Das wirklich Spannende dabei ist, dass bis zu den Auftritten niemand weiß, was an Programm stattfindet. Die Bühne steht allen Einzelpersonen und Gruppen offen, die den Abend thematisch bereichern wollen. Dies ist nicht selten die einzige Gelegenheit, bei der man Zyndusse, die sonst die Fasent über richtigerweise im Häs geradezu festgewachsen sind, auch einmal anders kostümiert antreffen kann.

Es ist eine Mischung aus Tradition und – wie man sich als Narr manchmal gar nicht traut auszusprechen – Event und schafft doch wunderbar die Balance dazwischen.

 

Schmutziger Dunnschdig

Dieser Tag stand stets unter dem Zeichen des Heischens, allerdings geriet dieser Brauch in den letzten Jahren zunehmend in Vergessenheit. Seit 2021 unterstützt die Narrenzunft das Gizzig-Laufen einzelner Familien und Kleingruppen an diesem Nachmittag wieder und organisiert geeignete Anlaufstellen, an denen die Kinder ihre Beutel mit Gutzele und Leckereien füllen können.

Am Abend findet der offizielle Auftakt der heiß geliebten Bleichheimer Fasent statt.

Eine bunte Mischung aus Hästrägern, Hemdglunkern und dem Musikverein Bleichheim trifft sich an der Kirnburghalle zum gemeinsamen Aufbruch hin zum Rathaus. Dort wartet bereits der Narrenbaum, der wenig später dank tatkräftiger Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr in den Himmel ragt.

Die Zyndusse übernehmen die Herrschaft, erhalten den Rathausschlüssel und verlesen als gebietendes Zeichen ihrer Regentschaft die nun gültigen Narrengesetze. Welche Stunde nun geschlagen hat, dürfte jedem wohl klar sein und so bildet das bunte Treiben rund um's Rathaus den Auftakt für die kommenden Tage.

 

Bundea Owea

Die klassische Saalfasent findet sich am Samstagabend in der Kirnburghalle. Hier wird dem geneigten Publikum das beste Programm geboten, das man sich nur wünschen kann: Begonnen mit dem traditionellen Zyndusstanz zu hochkarätigen Showtänzen, dem Auftritt des Narrensome, närrischer Schelte und unbändigem Unsinn. Nach dem offiziellen Teil lässt sich wunderbar das Tanzbein bis in die frühen Morgenstunden schwingen.

 

Fasentsunndig

Der Große Umzug am Fasentsunndig spiegelt echte Fasent wider. Hier präsentieren sich die Zyndusse und die vielen teilnehmenden Gruppierungen nicht einem – wie inzwischen leider vielerorts – eher mäßig interessiertem Publikum. Hier ist alles auf der Straße, das eine nicht zu haltende Freude verspürt, sich närrisch „uf de Stroß“ zu bewegen. Angeführt vom Musikverein Bleichheim, schlängelt sich die bunte Mischung durch den Ort, manchmal nicht wirklich koordiniert, aber immer fasnächtlich geordnet. Über Zuschauer freut man sich natürlich, aber noch mehr Spaß macht das gegenseitige, ausgelassene Zusammensein.

Da Bleichheim, wie so viele andere Orte, über keine Gastronomie mehr verfügt, finden sich nach dem Umzug alle Narren im Rathaus ein, wo ausgelassen gefeiert, philosophiert, gesungen und gelacht wird.

 

Fasentmändig

Nach einem erfüllten Fasentsunndig, beginnt der Rosenmontag schon in aller Herrgottsfrühe. Und das nicht nur für die Narren. Diese ziehen morgens um 06:00 Uhr mit Lärm, Musik und Rufen durch den Ort, so dass auch wirklich der Letzte mitbekommt, dass Ruhe erst am Aschermittwoch wieder einkehren wird. Ruhig werden die Weckenden nur, wenn man ihnen mit Flüssigem kurz den Mund schließt.

So geweckt, können sich um 12 Uhr alle rechtzeitig zum „Suppeesse“ in der Kirnburghalle einfinden. Die sämige Kartoffelsuppe, deftig mit Gemüse und ordentlich Speck, wird traditionell in zwei großen, mit Holz befeuerten Kesseln nach überliefertem Rezept gekocht.

Gleichzeitig stehen auch die ganz kleinen Narren im Mittelpunkt. Ihnen gehört bis zum Nachmittag die Bühne und das ganze Programm dreht sich um sie und mit ihnen.

 

Fasentzischdig

Der letzte Feiertag der Narren endet mit dem in Feuer und Rauch aufgehenden Zynduss, der allerdings wie ein Phoenix bereits für die nächsten Saison parat steht. Zu Beginn der Fasentverabschiedung werden die Teilnehmer des Großen Umzuges prämiert und so nochmals ihr fasnächtliches Engagement gewürdigt.

Wenn das charakteristische Aufschlagen des Baumes auf den Boden erklingt, weiß jeder, dass nun das weithin sichtbare Zeichen der Narrenherrschaft gefallen ist und der Rathausschlüssel wieder zurückgegeben werden muss. Der Narrenbaum wird versteigert und in der Regel am selben Abend noch auf den Schultern Vieler zum Begünstigten heimgetragen.

Doch davor beginnt das große Wehklagen. Die Gestalt des Zynduss wird dem Feuer übergeben und unter Trauerrufen, Weinen und sehnsüchtigen Abschiedsrufen verklingt die Bleichheimer Fasent mit dem Spruch:

Zynduss Jaem, stieg jeatz wiedea üsem Heam,
stieg jeatz wiedea üsem Kittel,
heaschs Lachea uns Hiale in einem Bittel.
Die Fasnet isch jeatz wiedea verbei
und widda gohts in dea aldea Litanei.
Doch s’Johr isch kurz,
dia Daeg sin lang,
dea Zynduss het derob kai Bang.
Dr Alt muss jeatz im Fiar vrgoh,
der Nei isch aba aü scho do.
Drum, liabe Lit sin uns nit bes,
wenn d’Narre eich knummea hean uf d’Scheß.
Sie kenneas halt nit anderscht machea,
ea Teil muss hiale un ea Teil muss lachea.
Drum Zynduss, stieg jeatz wiedea üsem Haem
Zynduss Jaem
Zynduss Jaem
Zynduss Jaem.